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Kampfjets landen wieder auf der Autobahn

ASMZ

31.01.2024

Die Luftwaffe übt im kommenden Juni erstmals seit 1991 wieder den Betrieb eines Notstützpunktes auf einer Autobahn. Getestet wird die Dezentralisierung im Verteidigungsdispositiv.

Die Armee will die Verteidigungsfähigkeit stärken. Dazu gehört auch die Wiedererlangung der Fähigkeit zur Dezentralisierung ihrer Luftverteidigungsmittel im ganzen Land. Kampfflugzeuge sollen auch von improvisierten Standorten aus eingesetzt werden können. In der ersten Juniwoche 2024 wird dies praktisch getestet. Dies beinhaltet Landungen und Starts von Kampfflugzeugen des Typs F/A-18 auf einem dafür vorbereiteten Teilstück der Nationalstrasse A1 neben dem Flugplatz Payerne.

Sperrung für 36 Stunden

Die Sperrung eines Abschnittes der Nationalstrasse setzt den Beschluss durch den Bundesrat voraus. Dieser hat an seiner Sitzung vom 31. Januar das VBS ermächtigt, den Nationalstrassenabschnitts A1 zwischen Avenches und Payerne für die Dauer der Überprüfung des Verteidigungsdispositivs der Luftwaffe während 36 Stunden zu sperren. Diese Sperrung ist vorgesehen vom Dienstag, 4. Juni, 21 Uhr, bis Donnerstag, 6. Juni, 9 Uhr.

Die Planung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strassen sowie der Kantonspolizei Waadt und Freiburg. Während der Sperrung des Autobahnabschnittes ist eine Verkehrsumleitung über das kantonale Strassenverkehrsnetz sichergestellt.

Dezentralisierung stärkt Verteidigungsfähigkeit

Die Sicherheitslage in Europa hat sich in den letzten Jahren weiter verschlechtert, namentlich mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Um ihren Kernauftrag, die Schweiz und deren Bevölkerung zu schützen, weiterhin erfüllen zu können, muss die Armee ihre Verteidigungsfähigkeit in allen Wirkungsräumen (Boden, Luft und Cyberraum) umfassend, zeitgemäss und konsequent stärken. Der Schutz des Luftraums bildet dabei ein Schlüsselelement der Verteidigungsfähigkeit.

Die Luftwaffe verfügt heute neben den Lufttransport-Standorten in Dübendorf, Alpnach und Locarno über die drei Jet-Flugplätze Payerne, Emmen und Meiringen. Damit sind alle Mittel der Luftwaffe an wenigen Orten konzentriert, was sie für weitreichende Waffensysteme verwundbar macht. Um dieses Risiko zu minimieren, setzt die Luftwaffe unter anderem auf die Dezentralisierung als passive Luftverteidigungsmassnahme. Die Dezentralisierung beschreibt dabei die Fähigkeit, die Truppe und das Material innert kürzester Zeit im ganzen Land zu verteilen.

Übungen zwischen 1970 und 1991

Die Mittel der Luftwaffe sollen nach Möglichkeit auch von dezentralen, unter Umständen temporären Standorten aus operieren können. Vergleichbare Tests hat die Luftwaffe in zehn Übungen zwischen 1970 und 1991 mit Kampfflugzeugen des Typs Venom, Hunter und F5-Tiger durchgeführt. Getestet wurden damals Notstützpunkte auf Autobahnabschnitten bei Oensingen, Münsingen, Flums, Alpnach, Aigle-Bex, Sion und Lodrino. Die Notstützpunkte fielen dem Rotstift der Armeereform 95 zum Opfer.

A1 als Parallelpiste

Der Autobahnabschnitt neben dem Flugplatz Payerne, auf dem nun geübt wird, wäre schon 1997 für eine Notlandeübung bereit gewesen. Der Abschnitt wurde allerdings erst 2001 dem Verkehr übergeben. Immerhin ist dieses Autobahnstück sogar direkt mit den Rollwegen des Flugplatzes verbunden. Es dient damit als Parallelpiste zum Flugplatz.

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